Etliche Chöre kämpfen um das Überleben: Überalterung, immer weniger Mitglieder. Der gemischte Internationale Chor UNITY Chemnitz wurde Anfang 2019 gegründet und zählt bereits vom Start an über 20 Mitglieder. Wie es dazu kam, erzählt unsere Chorleiterin Valérie Suty.
Die Idee keimte in mir im Sommer 2018 auf nach den fürchterlichen Ereignisse in Chemnitz, als rechtsextreme Gruppen versuchten, eine Straftat rassistisch zu instrumentalisieren. Das bekannte „‚Ich hab nichts gegen Ausländern, aber…“. Rassismus, Antisemitismus, das Ausgrenzen anderer wurde deutlich sichtbar – nicht nur in Chemnitz, sondern zunehmend weltweit. Es gab eine sehr bedrückende Stimmung in der Stadt. Ich dachte, dass der Gesang helfen kann, über den Tellerrand zu schauen, einen Dialog zu führen, andere Sichtweisen und Kulturen besser kennen und verstehen zu lernen. In dieser Zeit entwickelten sich viele Projekte in Chemnitz, um dem Rassismus Einhalt zu gebieten und für Weltoffenheit zu werben.
Anfang Oktober 2018 sprach ich auf einem syrischen Fest im Chemnitzer Frauenzentrum Lila Villa die Leiterin Ilona Seifert dazu an. Sie war sofort von der Idee begeistert und ermöglichte es, das Projekt schnell zu verwirklichen. Sie singt jetzt selbst im Chor mit und übernimmt weiter einen großen Teil der Organisation.
Chemnitz besitzt eine vielfältige Chorlandschaft. Um so überraschter war ich, als sich schon bei der ersten Probe im Januar 2019 mehr als 20 Leute einfanden. Die Idee eines internationalen gemischten Chores sprach viele an – sowohl bereits im Chor Singende als auch Neulinge. Unsere Mitglieder, deren Altersspanne 18 bis 70 Jahre umfasst, kommen aus Chemnitz und Umgebung, Portugal, Syrien, Indonesien, Russland, Polen und Brasilien. Sie bestimmen auch unser Repertoire mit ihren verschiedenen Lebensgeschichten, Geschmäckern, Herkünften, Sprachen und Lebensweisen. Es bietet einen breiten Mix aus unterschiedlichen Richtungen und Zeiten in mehreren Sprachen. Die Offenherzigkeit der Chormitglieder ist sehr groß. Für- und Miteinander sind selbstverständlich. Es gibt viel gegenseitige Unterstützung. Das zieht auch weiter neue Interessenten an. Eine unserer Sängerinnen ist querschnittsgelähmt und sitzt im Rollstuhl. Durch die Unterstützung der anderen kommt sie immer auf die Bühne, selbst wenn jede zumutbare Treppe fehlt. Etliche Chormitglieder helfen von sich aus bei der Chorarbeit, sei es die Pflege unserer Veröffentlichungen in Sozialen Netzwerken, das Verwaltung der Noten, der schnelle Austausch wichtiger Informationen, die Notenbeschaffung…
Da wir kein Verein sind, gibt es auch keinen Vorstand.